Literatur

DADDY (Emma Cline)

Emma Cline versammelt in ihrem Werk Daddy insgesamt zehn Kurzgeschichten, die jeweils auf ihre eigene Art und Weise das Leben der Menschen und die feinen Gefüge zwischen diesen abbilden. Ein Paar, dass Weihnachten auf die Ankunft der drei erwachsenen Kinder wartet. Kinder, die den Eltern fremd geworden sind, kaum mehr Einblick in ihre Lebenswelten geben. Eine junge Frau, die sich in Los Angeles durchschlägt und beginnt für Geld ihre Unterwäsche an Fremde zu verkaufen. Die Freundschaft zweier junger Mädchen, die in einem Kollektiv auf einer Farm aufwachsen und durch ihr Umfeld viel zu schnell erwachsen werden müssen. Ein Geschäftsmann, der eine On-Off Beziehung zu einer Frau führt, die immer wieder in tiefe Depressionen stürzt. Eine psychiatrische Klinik, in der ein bekannter Prominenter die Aufmerksamkeit der anderen Patienten auf sich zieht, besonders das von Ally…

Emma Clines Werk The Girls gehörte zu meinen Lesehighlights 2020. Umso gespannter war ich auf Clines Kurzgeschichtensammlung Daddy, die heute frisch im Hanser Verlag erscheint. Wie es bei Kurzgeschichten oft ist, war es auch hier: Manche Geschichten gefielen mir sehr, andere holten mich hingegen nicht so ab. Das Gesamtfazit fällt nicht ganz so begeistert aus, wie erhofft. Zwar überzeugte mich vor allem der Schreibstil durchweg, gerade mit den ersten 3,4 Geschichten konnte ich aber nicht ganz so viel anfangen. Als Leser fühlte ich mich etwas allein gelassen, konnte aus den, teils wirklich sehr ausschnitthaften Erzählungen, nicht so viel mitnehmen und auch schwierig eine Verbindung zu den Figuren aufbauen. Andere Geschichten (Marion, A/S/L, Los Angeles, Mackie Messer) gefielen mir dafür sehr und schafften es auf gefühl- und detailreiche Weise ein treffendes Bild menschlicher Beziehungen zu zeichnen, und vor allem deren Einsamkeit und Hoffnung einzufangen. Ich habe Daddy gerne gelesen, auch, wenn ich nicht restlos überzeugt wurde.
Vielen Dank an @hanserliteratur für das Rezensionsexemplar!