Literatur

Der silberne Elefant (Jemma Wayne)

Emily, eigentlich Emilienne, stammt aus Ruanda und verlor während des Genozids im Jahr 1994 ihre gesamte Familie. In London versucht sie sich ein neues Leben aufzubauen, arbeitet erst als Reinigungskraft, schließlich als Pflegerin und kämpft täglich gegen die Einsamkeit und das tiefe Trauma an, das sie durchleben musste. Durch ihren Job lernt sie Lynn kennen, eine Frau Ende fünfzig, die unheilbar an Krebs erkrankt ist und die sie im Alltag unterstützen soll. Doch Lynn ist schwierig, hadert mit den getroffenen Entscheidungen ihres Lebens und kann es nur schwer ertragen, dass ihre beiden Söhne Luke und John ihren zunehmenden Verfall mitansehen müssen. Vera, Lukes Verlobte, hatte keinen einfachen Start im Leben: Drogen, sowie allerhand toxische Beziehungen bestimmten ihre Vergangenheit und brachten sie dazu den schlimmsten Fehler ihres Lebens zu begehen. Nun versucht sie mit Lukes Unterstützung ein guter, christlicher Mensch zu werden. Als sich die Wege der drei Frauen kreuzen, erwacht in ihnen ein neuer Kampfgeist und die Hoffnung endlich mit der Vergangenheit abschließen zu können.

Der Eisele Verlag gehört zu meinen liebsten Verlagen und das Buchprogramm begeistert mich regelmäßig. Umso schwerer fällt es mir einzugestehen, dass mich Der silberne Elefant nicht ganz überzeugen konnte. Jemma Waynes Schreibstil hat mir gefallen, auch blieb die Geschichte bis zuletzt spannend und interessant. Leider habe ich aber auch einige Kritikpunkte. Zunächst einmal fand ich den Klappentext irreführend, denn die Schicksale der drei Frauen werden recht isoliert voneinander erzählt und ein wirkliches Zusammenkommen aller drei Figuren gibt es hier überhaupt nicht. Bis auf Emely fand ich die Charaktere teils sehr unnahbar und wenig sympathisch. Oft fragte ich mich „Was soll das jetzt?“ und sah die tiefere Bedeutung mancher Handlungsstränge einfach nicht. Das Thema Religion nahm für mich einen zu großen Teil ein, ich konnte damit schlichtweg nicht so viel anfangen. Besonders schockiert haben mich dann die Schilderungen des Genozids im hinteren Drittel des Buches, diese sind unfassbar grausam und sehr explizit. Da es keine Trigger-Warnung gab, traf mich dies unerwartet und war für meinen Geschmack einfach zu heftig. Die Frage der Authentizität kommt hier noch hinzu. Auch störte mich das Ende, das nicht nur fast alle Fragen offen lässt, sondern kurz vor Schluss noch allerhand neue aufwirft. So ließ mich Der silberne Elefant etwas ratlos zurück. Das Buch ist nicht schlecht geschrieben, die Figuren sind tief und die Handlung durchaus interessant, trotzdem konnte mich die Geschichte nicht richtig erreichen und die Frage nach dem Sinn erschloss sich mir nicht ganz.
Vielen Dank an @eisele_verlag für das Rezensionsexemplar.