Literatur

Der Tod des Vivek Oji (Akwaeke Emezi)

Kavita liebt ihren Sohn Vivek über alles. Doch der scheint mit zunehmendem Alter immer weniger in das Nigeria der 1990er Jahre hineinzupassen. Schon als Kind hat er seltsame Aussetzer, die sein Umfeld ratlos zurücklassen und zieht sich als junger Erwachsener immer stärker in sich zurück, wird mager, lässt sich das Haar wachsen, spricht kaum mehr ein Wort mit seinen Eltern. Als die Familie den Jungen von der Universität holt, findet er schließlich Halt bei seinen alten Freundinnen Juju, Olunne und Somto. Bei ihnen wähnt er sich sicher, es beginnt ihm besser zu gehen. Sein engster Freund jedoch ist sein Cousin Osita, mit dem er sich auf tiefste Weise verbunden fühlt. Dann aber findet Kavita eines Morgens den nackten Körper ihres Sohnes vor ihrer Haustür, leblos und eingewickelt in ein buntes Stück Stoff. Was ist mit Vivek geschehen? Kann es sein, dass sie ihren eigenen Sohn vielleicht gar nicht recht gekannt hat?

Der Tod des Vivek Oji stand auf meiner 22 für 2022 Liste, und ich bin echt froh, dass ich durch andere Blogger auf diesen einzigartigen Roman aufmerksam geworden bin. Emezi hat einen absolut intensiven und eindrücklichen Schreibstil, der poetisch und doch ganz klar anmutet. Die ersten Seiten zogen mich sofort in seinen Bann und der Sog, den diese tragische wie schöne Geschichte auf mich ausübte, hielt bis zum Ende an. Erzählt wird die Handlung aus der personalen Perspektive, die immer wieder von Passagen unterbrochen wird, in denen Osita und Vivek direkt zu den Lesenden sprechen. Emezi schafft es die Gefühle der verschiedenen Beteiligten greifbar zu machen, seien das die Empfindungen der Mutter oder die von Osita, Vivek und den Freundinnen. Mit Feinfühligkeit und Ernsthaftigkeit behandelt sie gesellschaftlich wichtige Themen und setzt dabei ein Zeichen für Liebe und Toleranz. Doch auch an Spannung mangelt es Der Tod des Vivek Oji nicht, immerhin strebt man danach zu erfahren, was mit Vivek geschehen ist und was die Menschen aus seinem Umfeld verheimlichen. Ein ganz starkes Buch, das ich so schnell nicht vergessen werde.