Literatur

Je tiefer das Wasser (Katya Apekina)

Nach dem Selbstmordversuch ihrer Mutter Marianne werden die 16-jährige Edie und ihre 14-jährige Schwester Mae ohne Umschweife zu ihrem Vater nach New York geschickt. Dennis Lomack ist gefeierter Schriftsteller und hat in der bisherigen Kindheit der beiden Mädchen wenig Interesse an diesen gezeigt. Mae, die ihrer Mutter sehr ähnelt und von dieser stets vereinnahmt war, empfindet die neue Stadt und die aufblühende Beziehung zum Vater als Befreiung. Edie hingegen fühlt sich von der plötzlichen Besorgnis des Vaters abgestoßen und sehnt sich danach in ihr altes Leben und zu ihrer Mutter zurückzukehren. Für ihre jüngere Schwester, die sich scheinbar unschuldig in die Illusion eines neuen Lebens mit dem Vater stürzt, empfindet sie bald nur noch Wut. So entfremden sich die Schwestern, in ihren ganz eigenen Versuchen, sich aus den toxischen Familienstrukturen zu befreien, immer mehr.

An Je tiefer das Wasser haben mir besonders die außergewöhnliche Erzählstruktur und die Gestaltung der Figuren gefallen. Die Geschichte wird größtenteils aus der Perspektive von Edie (im Jahr 1997) und Mae (rückblickend aus der Gegenwart) erzählt, auch Zeitungsartikel, Interviews oder Briefe, sowie Berichte anderer beteiligter Figuren halten Einzug in den Roman und verwandeln diesen in ein komplexes Puzzle, das dem Leser einen umfangreichen Einblick in diese, so ungewöhnliche Familie ermöglicht. Sprachlich fand ich den Roman ebenfalls sehr gut, durch die eher kurzen Kapitel gab es für mich keinerlei Längen und ich war vom Lesen nur schwer abzubringen. Ich finde, dass es Apekina auf feinfühlige Art und Weise gelungen ist die Dysfunktionalität dieser Familie darzustellen, dass das Buch nicht wie ein leichter Schmöker, sondern vielmehr düster anmutet, versteht sich dabei von selbst. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass ich die Handlungen der Charaktere nicht immer ganz nachvollziehen konnte und es mir schwer fiel, eine engere Verbindung zu ihnen aufzubauen. Trotzdem war ich von Je tiefer das Wasser beeindruckt und empfehle es sehr gerne.