Historischer Roman Literatur

Junge Frau am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid (Alena Schröder)

Hannah ist siebenundzwanzig und studiert in Berlin. Noch fühlt sie sich nicht ganz im Leben angekommen: Ihre Habilitationsschrift schiebt sie vor sich her, hängt in Träumen dem One-Night-Stand mit ihrem Chef Andreas nach. Nach dem Tod ihrer Mutter ist ihre Oma Evelyn ihre letzte lebende Verwandte. Einmal die Woche besucht sie die fast Hundertjährige im Altersheim, wo sie eines Tages eine eigenartige Entdeckung macht. Ein an Evelyn adressierter Brief aus Israel weist diese als Erbin eines verschollenen Kunstschatzes aus, der während der Nazizeit einer jüdischen Familie entwendet wurde. Doch Hannah hat noch nie davon gehört, dass ihre Familie jüdische Wurzeln hat und trifft bei Evelyn mit ihren Fragen nur auf Ablehnung. Als sie selbst zu recherchieren beginnt, entspinnt sich vor ihr die vergessene Geschichte einer jungen Frau namens Selma, die in den 20er Jahren ihr altes Leben hinter sich ließ und nach Berlin ging. Kann Hannah die Geschichte ihrer Familie entschlüsseln und die Kunstwerke wiederfinden?

Ich habe diesen Roman gerne gelesen und regelrecht verschlungen. Es gibt zwei Handlungsstränge, in denen einmal Hannahs und einmal Selmas Geschichte im Vordergrund stehen, teilweise werden aber auch weitere Figuren etwas genauer unter die Lupe genommen. Gefallen hat mir hier, dass sich alle Personen echt und vielschichtig anfühlten und nicht immer so leicht „einzuordnen“ waren, auch die Beziehungen wirkten auf mich in ihrer Dynamik authentisch. Das Thema Kunstraub in der Nazizeit wurde geschickt eingeflochten und die gewählte Perspektive (einer Person, die eben nur „indirekt“ berührt wird) fand ich interessant, ja erfrischend. Auch den Spannungsbogen konnte Alena Schröder bis zum Ende halten und ich verfolgte gerne, wie sich die beiden Erzählstränge langsam zusammen finden. Ich hatte zwischenzeitlich die Sorge, dass alles in einem kitschigen „Super-Happy-End“ mündet, was aber nicht der Fall war: Tatsächlich fand ich das Ende sehr passend und rund. Für mich ein gelungener Roman, der mich durchweg gut unterhalten konnte.