Literatur

Kaffee und Zigaretten

Worum es in Kaffee und Zigaretten geht, lässt sich nicht so leicht in schnelle Worte fassen. Ferdinand von Schirach hat in diesem knapp 190 Seiten langen Buch eine Auswahl seiner Kurzgeschichten, Gedankenspiele, persönlicher Erfahrungen und Berichte zusammentragen. Dabei geht es um Vieles: Um die Begegnung mit dem lange vergessenen Freund Harold, der in Brasilien lebt, seitdem sein Vater das familieneigene Herrenhaus dem National Trust überschrieb, um die Einsicht, dass vielleicht gerade das gefälschte Bild an der Wand den größten Wert für einen hat. Es geht um die Todesstrafe, um Filme und Menschen, die Ferdinand von Schirach prägten, um die Begegnung mit einem Kunsthistoriker, der sich mit NS-Raubkunst befasst. Von Schirach schreibt über Ausmalbücher für Erwachsene, über die neuen Tarife der Telekom, seine Bewunderung für Helmut Schmidt oder die versehentliche Zerstörung von Ready-Made-Kunstwerken.

Auf insgesamt 48 Kapitel, die jeweils eine Geschichte, einen Bericht enthalten bringt es das Buch. Ich mag Ferdinand von Schirachs Schreibstil sehr, er schafft es seinen Erzählungen trotz (oder gerade wegen) seiner eher lakonischen, schnörkellosen Sprache eine Unmittelbarkeit zu verleihen, die mich fast immer in ihren Bann zieht. Er schreibt ohne große Wertung, was dem Leser Platz für eigene Gedanken und Gefühle lässt. Mir persönlich hat auch die Auswahl der Texte gefallen, bis auf ein paar Ausnahmen (vielleicht ca. 5 von knapp 50 Texten) habe ich alle als originell, interessant und unterhaltsam empfunden. Manche haben mich zum Nachdenken angeregt, andere haben mich gerührt, wütend gemacht oder schmunzeln lassen. Auch fand ich es spannend, dass man hier etwas mehr über den Autor als Mensch erfahren konnte. Kaffee und Zigaretten ist anders als Strafe, fragmentarischer, persönlicher, chaotischer. Aber ich mochte es sehr und kann es absolut empfehlen.
Vielen Dank an das @bloggerportal und @btb_verlag für die Bereitstellung des Buches.