Komplizinnen (Lola Lafon)
Seit sie denken kann ist Cleo im Varieté der Pariser Lokale und Theater zuhause. Als Tänzerin ist sie Teil der großen Shows, verbirgt ihre eigene Geschichte jedoch hinter einer dicken Schicht Schminke und den aufwändigen Kostümen. Bereits als kleines Mädchen versucht sie mit Tanzstunden der Mittelmäßigkeit ihrer Familie zu entkommen. Mit dreizehn trifft sie schließlich auf Cathy, einer eleganten Mitarbeiterin der Stiftung Galatée, zuständig für die Rekrutierung und Förderung neuer Talente. Cathy ist schön, wortgewandt und verschafft Cleo Zugang zu einer Welt, von der sie immer geträumt hat: Neue Tanzschuhe, teures Parfum und Fotoshootings, um bei der Bewerbung für die Stiftung möglichst herauszustechen. Den Traum von der großen Karriere vor Augen, lässt das junge Mädchen sich in ein Netzwerk der Manipulation und Täuschung verstricken, aus der sie sich auch Jahre später nicht befreien kann. Verfolgt von der Frage, ob ein Opfer gleichzeitig auch Täter sein kann, steht sie schließlich vor der großen Herausforderung sich den Ereignissen ihrer Jugend zu stellen und den Menschen, die sie seitdem begleitet haben.
Lola Lafon erzählt in ihrem neuen Roman Komplizinnen auf intensivste Art und Weise eine Geschichte über sexuelle Ausbeutung, Manipulation und das kollektive Schweigen. Dabei fesselte sie mich von Seite eins an so sehr, dass ich den Roman innerhalb eines Tages verschlang. Protagonstin ist die Tänzerin Cleo, die wir über mehrere Phasen ihres Lebens hinweg begleiten. Neben Cleo stehen weitere Akteure im Vordergrund, die in ihrem Leben mehr oder weniger eine Rolle spielen. Durch diese Perspektivenvielfalt wirkte die Handlung auf mich sehr vielschichtig, einzelne Abschnitte laufen wie ein Fluss zu einem großen Ganzen zusammen. Lafon schreibt flüssig und kommt dabei auf den Punkt. Die Thematik, das Fragen nach Täter, Opfer und der Schuld, fand ich interessant und authentisch verarbeitet. So hat mich Komplizinnen nicht nur sprachlich, sondern auch inhaltlich absolut überzeugt und zum Nachdenken angeregt. Große Empfehlung!
