Meine dunkle Vanessa (Kate Elizabeth Russell)
Die 15-jährige Vanessa Wye ist Schülerin eines renommierten Internats als sie Jacob Strane kennenlernt. Strane ist ihr Englischlehrer und 27 Jahre älter als sie, was ihn nicht davon abhält Vanessa immer öfter besondere Aufmerksamkeiten zukommen zu lassen und ihr regelmäßig Gedichtbände und Romane mitzugeben. Langsam aber gezielt entwickelt sich die Beziehung zu einem sexuellen Verhältnis, nicht alles was Strane mit ihr macht gefällt Vanessa, aber sie fühlt sich geliebt und endlich verstanden. Als Missbrauch nimmt sie ihre Beziehung nicht wahr, immerhin geschieht alles mehr oder weniger mit ihrem Einverständnis. 17 Jahre später wird Strane von anderen Schülerinnen des Internats wegen Missbrauchs angeklagt und eine der jungen Frauen bittet Vanessa um Unterstützung und die Offenlegung ihrer Geschichte. Diese jedoch ist vielmehr dazu geneigt Strane in Schutz zu nehmen, ihre Beziehung als Liebesgeschichte zu proklamieren. Denn wenn es keine Liebesgeschichte war, was war es dann?
Was für ein großartiges Buch! Meine dunkle Vanessa hat mich von Seite 1 an in seinen Bann gezogen und bis zum Ende nicht mehr losgelassen. Die Handlung wird aus der Ich-Perspektive von Vanessa erzählt, wobei man sich abwechselnd in den Jahren 2001 und 2017 befindet. Ich war hin und her gerissen zwischen Ekel, Wut und Faszination (nicht im positiven Sinne) für die höchst manipulativen Vorgehensweisen des Lehrers. Meiner Meinung nach hat Kate Elizabeth Russell es geschafft die Entwicklung der Beziehung und die Gefühle von Vanessa sehr glaubhaft und in ihrer vollen Komplexität darzustellen. Auch wird durch den zeitlichen Sprung in der Geschichte sehr gut deutlich, was für Folgen ein Missbrauch für die Betroffenen dauerhaft haben kann. Darüber hinaus ist die Inkompetenz der Schule, deren Aufgabe es ja eigentlich ist ihre Schüler zu schützen, Thema, was ich für einen wichtigen und stets aktuellen Aspekt halte.
Natürlich ist „Meine dunkle Vanessa“ alles andere als ein Wohlfühlbuch, diese Geschichte ist erschreckend, ehrlich und manchmal nicht leicht zu verkraften, insbesondere weil es einen als Leser so wütend macht mitzuerleben, wie sehr Vanessa auch Jahre später noch von ihrem Lehrer und seinen Taten beeinflusst wird. Ein wichtiges, aufrüttelndes und absolut fesselndes Buch, das mich nebenbei gesagt auch mit seiner Sprache absolut überzeugen konnte. Vielen Dank an das @bloggerportal und @c.bertelsmann für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
