Sachbuch

PRIDE! (Linus Giese)

Kürzliche Ereignisse wie das tödliche Attentat auf Besucher einer Schwulenbar in Oslo zeigen auf brutale Art und Weise, dass Angehörige der LGBTIQ+ Gemeinde rund um die Welt nach wie vor mit Anfeindungen, Ungerechtigkeit und Verfolgung zu kämpfen haben. Seit den 1940er Jahren gab es erste „homophile“ Organisationen, die der strafrechtlichen Verfolgung trotzten und formierten um für Gleichberechtigung zu kämpfen, dabei taucht Queerness auch schon Jahrhunderte zuvor immer wieder auf, beispielsweise im Kamasutra, das zwischen 200 und 300 n. Chr. In Indien entstand. Mit den Stonewall Aufständen im Jahr 1969 setzte sich erstmals eine große Gruppe an Menschen gegen die Verhaftung durch amerikanische Polizisten zur Wehr, und zwar in Christopher Street, nach der der Christopher Street Day benannt wurde. Das letzte Drittel des 20. Jahrhunderts brachte teils erfreuliche Änderungen in der Rechtsprechung, aber auch neue Stigmatisierungen durch die AIDS-Krise für die LGBTIQ+ Gemeinde mit sich. 2020 sind gleichgeschlechtliche Ehen in 30 Ländern erlaubt, Menschen auf der ganzen Welt vernetzen sich über Social Media und leisten Öffentlich- und Aufklärungsarbeit. Viele mutige Menschen haben über die Jahrzehnte in diesem Kampf gekämpft, der leider noch lange kein Ende hat.
Das von @prestelverlag herausgegebene Buch Pride! widmet sich in Kurzform der Geschichte der LGBTIQ-Bewegung. Das Buch ist chronologisch in 3 Abschnitte eingeteilt, „Vor Stonewall (1940er-1960er)“, „LGBTIQ+-Selbstbefreiung (1970er-1990er)“ und „Gleichberechtigung im 21. Jahrhundert (2000 bis heute)“. In jedem Kapitel wird ein gesellschaftshistorischer Kontext aufgezeigt, es werden wichtige Ereignisse für die Pride Bewegung genannt und Menschen, die der Befreiungsbewegung angehör(t)en portraitiert. Interessante Grafiken geben Auskunft über Statistiken und die weltweite Rechtsprechung, hinzu kommen inspirierende Zitate, Erklärungen bezüglich der Symbole, Flaggen und des Vokabulars der Bewegung und Themenseiten, die sich mit LGBTIQ+ in Sport, Musik, Film oder Kunst beschäftigen. Mich hat Pride mit der übersichtlichen, bunten und abwechslungsreichen Gestaltung überzeugt. Das Buch bietet einen tollen ersten Einblick in die Meilensteine der LGBTIQ-Bewegung und deren Persönlichkeiten, ist gut recherchiert und dabei breit aufgestellt, macht aber auch deutlich wie notwendig es ist, die Bewegung weiterhin zu unterstützen, Menschen zuzuhören und weiter für Gleichberechtigung zu kämpfen. Ein wunderbar kompaktes, buntes Buch, dessen Inhalt noch viel präsenter in punkto Bildung sein sollte.