Literatur Sachbuch

Wir Kinder vom Bahnhof Zoo (Christiane F.)

Christiane ist gerade 12, als sie in einem Jugendkeller das erste Mal Haschisch raucht. Die Leute aus der Szene imponieren ihr, sind unerreichbar und wahnsinnig cool. Mit den Trips, die sie bald ebenfalls ausprobiert, kann sie vom Stress zu Hause abschalten: Ihre Mutter hat sich gerade von ihrem gewalttätigen Vater getrennt, doch in der engen Wohnung mit deren neuen Freund fühlt Christiane sich genauso elend. Als sie mit dreizehn das erste Mal ins Sound, „Europas modernster Diskothek“ geht, eröffnet sich ihr eine neue Welt: Neue Leute, neue härtere Drogen. In ihrem Freundeskreis kommen immer mehr Leute zum Heroin und so ist Christiane gerade dreizehn, als sie sich den ersten „Druck“ verpasst. Bald darauf wird ihr Leben nur noch von zwei Dingen bestimmt: Dem Heroin und Detlef, ihrem ersten Freund. Um ihre Sucht zu finanzieren, ist sie gezwungen mit ihren Freunden auf den Kinderstrich zu gehen und ihren Körper zu verkaufen. Ein Teufelskreis entsteht, aus dem ein Ausbrechen beinahe unmöglich scheint…

Nachdem ich die neue Serie auf Amazon Prime gesehen hatte, habe ich mir direkt die zerfledderte Erstausgabe meiner Mama geschnappt. Christiane F., die beim Erscheinen des Buches sechszehn war, schildert hier ihre Erfahrungen auf so authentische und reflektierte Weise, dass ich das Buch kaum aus den Händen legen konnte. Dadurch, dass sie dabei auch viel auf ihre Kindheit, Familie und das soziale Umfeld eingeht, wird die Entwicklung ihrer Drogensucht fast nachvollziehbar. Der Teufelskreis, die ständigen, scheiternden Entzugsversuche, die Art und Weise wie die Droge in ihrem Leben letztendlich über allem anderen steht, haben mich hier genauso schockiert wie die Ereignisse auf dem Strich, die zu Christianes Leben, ähnlich wie der Tod von Freunden, irgendwann einfach dazugehören. Durch die Fotos und die eingeschobenen Interviews, beispielsweise mit Christianes Mutter oder einem Drogenberater, wurde die Intensität und Greifbarkeit der Geschichte noch einmal unterstrichen. Man spürt hier einfach auf jeder Seite, dass dies ein Tatsachenbericht und keine ausgedachte Erzählung ist. Für mich trotz des harten Themas ein absolut lesenswertes Buch.