Literatur

Herbstvergessene (Anja Jonuleit)

Es ist lange her, dass Maja ihre Mutter Lilli Sternberg zum letzten Mal sah. Der Druck und die hohen Erwartungen, die diese stets an Maja stellte, waren ihr über die Jahre unerträglich geworden. Jetzt aber ist Lilli tot, die Polizei in Wien geht von einem Selbstmord aus, Lilli, die doch immer so tough, so stark war, soll aus dem Fenster gesprungen sein. Maja kann es nicht fassen, denn nur eine Woche zuvor hatte sie ihre Mutter telefonisch gesprochen, wobei Lilli sie gebeten hatte nach Wien zu kommen. Aufgewühlt reist sie nach Österreich und entdeckt im Nachlass ihrer Mutter deren Geburtsurkunde. Der Name des Vaters fehlt und auch der Geburtsort, mit Hohehorst angegeben, macht Maja stutzig. Ein Foto zeigt ihre Großmutter Charlotte, das Baby auf deren Arm sieht der blonden Lilli jedoch kein bisschen ähnlich. Als sich Maja auf Spurensuche begibt, stößt sie auf ein dunkles Familiengeheimnis, das seine Wurzeln im zweiten Weltkrieg hat und ihr eigenes Leben für immer verändern wird.

Anja Jonuleit gehört zu meinen liebsten Autorinnen und auch Herbstvergessene konnte mich schnell von sich überzeugen. Die Geschichte spielt auf zwei Ebenen, zum einen in der Gegenwart, als Maja versucht die Ereignisse um den Tod ihrer Mutter zu entschlüsseln, zum anderen während des zweiten Weltkriegs, als eine junge Frau in eines der Lebensborn Heime, der Nationalsozialisten gebracht wird, deren Ziel es war eine Erhöhung der Geburtenziffer „arischer“ Kind herbeizuführen. Jonuleit schreibt flüssig, einfühlsam und durch den Perspektivenwechsel setzt sich die Handlung auf spannende Art und Weise langsam zusammen. Man fühlt und fiebert mit ihren Figuren mit, kann sich in sie hineinversetzen und gerade zum Ende hin wurde es richtig spannend und verzwickt. Auch habe ich hier einiges an Wissen hinzugewonnen, denn den Lebensborn kannte ich vorher gar nicht. Für mich ein interessantes, spannendes Buch, das mich sehr gut unterhalten konnte.