Literatur

Sommer in Maine (J. Courtney Sullivan)

Seit jeher verbringt Alice ihre Sommer in ihrem Ferienhaus an der Küste Neuenglands, direkt am Meer. Auch der Rest der Familie, ihre drei Kinder Kathleen, Claire und Patrick, sowie deren Kinder verbinden mit dem Sommerhaus unzählige schöne Erinnerungen. In diesem Jahr jedoch ist alles anders: Alice überlegt das Grundstück der Kirche zu vermachen, um für ein tragisches Ereignis in ihrer Vergangenheit Buße zu tun, ihre Enkelin Maggie steht nach der Trennung von ihrem Freund vor einer wichtigen Entscheidung und auch Alice‘ sonst so perfekte Schwiegertochter Ann Marie kämpft mit einer Reihe gut gehüteter Geheimnisse. Als die so unterschiedlichen Frauen in Maine aufeinander treffen ist ein schief hängender Haussegen vorprogrammiert. Doch der Sommer ist lang und nach und nach offenbaren sich die Frauen einander und versuchen die Geschichten der jeweils anderen zu verstehen, versuchen zu begreifen, wie ihre große Familie über die Jahre so auseinander treiben konnte.
Sommer in Maine hat mir gut gefallen, wenn auch nicht ganz so gut wie mein favorisiertes Buch „Aller Anfang“ derselben Autorin. Das Buch wird aus insgesamt vier Perspektiven erzählt, in denen jeweils Alice, Maggie, Kathleen und Ann Marie im Vordergrund stehen. Dieses Konzept fand ich gut und im Laufe der Geschichten bekam ich von jeder der Frauen ein authentisches und vielschichtiges Bild, konnte mich in ihre Geschichten einfühlen. Die Ansichten der Figuren sind hierbei wirklich sehr unterschiedlich, was dem Ganzen Dynamik verlieh. Dass ich mich dabei nicht unbedingt mit allen identifizieren konnte, fand ich gar nicht schlimm. Auch Sullivans Schreibstil fand ich großartig, ich war sofort „drinnen“ und konnte die Meeresluft fast riechen. Etwas schade fand ich, dass die Frauen erst recht spät im Buch aufeinander treffen und dass manche Sachen bis zuletzt etwas unklar blieben. Insgesamt fühlte ich mich aber gut unterhalten und war durch die sehr glaubwürdig dargestellten Lebenswege der Figuren emotional involviert. Auch das Ende fand ich gelungen und konsequent. Ein schöner, tiefgehender Sommerroman mit kleineren Abzügen.